Paar ist den Ruhestand am planen und fragt sich, ist der Einkauf in die Pensionskasse sinnvoll.

In Zeiten tiefer Zinsen und volatiler Börsenkurse können freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse eine sinnvolle Anlage-Alternative sein. Wir haben Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung, gefragt, welche Vorteile sie bieten, für wen sie sich eignen und, ganz wichtig, ob sie sich lohnen.

Herr Zimmermann, was sind freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse?

Die einfache und kurze Erklärung: Freiwillige Einkäufe sind zusätzliche Einzahlungen in die 2. Säule und verbessern die Altersvorsorge.

Wie funktionieren freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse?

Durch Phasen ohne Anschluss an eine Pensionskasse entstehen Beitragslücken. Gründe dafür können ein Auslandaufenthalt, ein Erwerbsunterbruch, unbezahlte Elternzeit oder der Eintritt in die Vorsorgeeinrichtung nach dem 25. Lebensjahr sein. Die Pensionskasse berechnet das aktuell höchstmögliche Alterskapital auf der Basis des aktuell versicherten Lohnes und weist das Potenzial für freiwillige Einkäufe in der Regel auf dem Pensionskassenausweis aus. Diese Lücke beziehungsweise Differenz zwischen dem aktuellen Altersguthaben und dem maximal möglichen Altersguthaben kann bis zur Pensionierung mit freiwilligen Einzahlungen geschlossen werden. Dafür braucht es nur eine Anmeldung für den Einkauf bei der Pensionskasse. Freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse sind also keine komplizierte Angelegenheit.

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Warum lohnt es sich, Beitragslücken zu schliessen?

Freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse dürfen wie Einzahlungen in die Säule 3a vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. So kann die Steuerbelastung optimiert und gleichzeitig das Alterskapital oder die Altersrente erhöht werden.

Wann ist der beste Zeitpunkt für einen freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse?

Das ist sehr individuell. Wer eine stabile Rendite ohne Wertschwankungen anstrebt und damit leben kann, dass die Gelder in der Pensionskasse im Normalfall bis zur Pension gebunden sind, kann schon freiwillig einzahlen, wenn die Pension noch weit in der Zukunft liegt. Das wäre so ab 40 Jahren der Fall. Wer in jungen Jahren höhere Renditechancen haben möchte und darum in Wertschriften investieren will, verkauft diese zwischen 50 und 60 und zahlt den Verkaufserlös in die 2. Säule ein. Der Steuerspareffekt und die Rendite sind höher, je später einbezahlt wird, weil der Lohn mit dem Alter steigt und die Gelder weniger lang in der Pensionskasse gebunden sind. Spätester Zeitpunkt für den Einkauf ist 3 Jahre vor der Pensionierung, wenn die Einzahlungen als Kapital und nicht als monatliche Rente bezogen werden. Eine Ausnahme von der 3-Jahres-Frist sind Vorsorgelücken nach einer Scheidung. Vorsorgeguthaben, das nach der Trennung an den Ex-Ehepartner fliesst, kann bis zur Pensionierung steueroptimiert in die Pensionskasse einbezahlt werden.

Lesetipp «11 Tipps für eine sorgenfreie Pension»

Wie können mit freiwilligen Einzahlungen in die 2. Säule Steuern gespart werden?

Freiwillige Einkäufe in die 2. Säule sind vom steuerbaren Einkommen voll abzugsfähig. Sinnvollerweise wird nicht der ganze Betrag in einem Jahr einbezahlt, sondern die Einkäufe werden auf mehrere Jahre verteilt, um die Steuerprogression zu brechen. Wer zum Beispiel CHF 100'000 steuerbares Einkommen hat und CHF 100'000 in einem Jahr einzahlt, spart einmalig rund CHF 14'000 Steuern. Wer die Einkäufe auf 2 Jahre verteilt und in jedem Jahr CHF 50'000 einzahlt, spart rund CHF 22'000 Steuern.

Portrait von Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung bei der TKB.
«Sie dürfen Einzahlungen vom steuerbaren Einkommen abziehen. Sinnvollerweise zahlen Sie nicht den ganzen Betrag in einem Jahr ein, sondern brechen mit gestaffelten Einkäufen über mehrere Jahre die Progression.»
Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung

Gibt es auch Nachteile beim Pensionskasseneinkauf?

Das Kapital ist bis zur Pensionierung gebunden. Es kann nur vorbezogen werden, wenn der oder die Versicherte Wohneigentum kauft, sich selbstständig macht oder in ein Nicht-EU-Land auswandert. Ausserdem sollte mit der Vorsorgestiftung vor der Einzahlung abgeklärt werden, was mit den freiwilligen Einkäufen passiert, falls der oder die Versicherte vor der Pensionierung stirbt. Wenn sich die Leistungen für die Hinterbliebenen durch den Einkauf nicht erhöhen oder der Einkauf nicht als Todesfallkapital ausbezahlt wird, kann es sinnvoll sein, die Einkaufssumme mit einer Todesfallversicherung abzusichern.

Können alle freiwillig in die Pensionskasse einzahlen?

Alle Versicherten mit Einkaufspotenzial. Das Potenzial wird im Pensionskassenausweis beispielsweise unter «Maximal mögliche Einkaufssumme am 1. Januar 2024» aufgeführt. Viele Kassen weisen auch aus, wie viel jemand einzahlen darf, der sich vorzeitig pensionieren lassen will. Wer Geld für selbst bewohntes Wohneigentum aus der 2. Säule vorbezogen hat, muss diesen Betrag erst zurückzahlen, bevor steuerbefreite freiwillige Einzahlungen möglich sind.

Lesetipp: «Vorsorgelücke erkennen und vermeiden: So klappt’s»

Gibt es andere Einschränkungen?

Wer aus dem Ausland zugezogen ist, darf während 5 Jahren maximal 20 Prozent des versicherten Lohnes freiwillig einzahlen. Ansonsten gelten nur die Einschränkungen, die ich bereits erwähnt habe.

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Wo stehen Sie mit Ihrer Vorsorge?

Die Frage, ob sich ein freiwilliger Einkauf in die Pensionskasse, also die Einzahlung in die 2. Säule, lohnt oder nicht, kann nicht einfach mit «Ja» oder «Nein» beantwortet werden. Zu vieles hängt zusammen, jede Entscheidung hat Folgen. Es kann sein, dass es sinnvollere Alternativen gibt oder Sie mehr davon haben, wenn Sie zum Beispiel Ihre Hypothek amortisieren. Darum sollten Sie die Situation ganzheitlich betrachten und mit Ihrer TKB-Beraterin oder Ihrem TKB-Berater analysieren. Als Vorbereitung für das Gespräch empfehlen wir Ihnen unser kostenloses Kompakt-Seminar «Pension gut vorbereiten».

Wie steht es eigentlich um Ihre Finanzen & Vorsorge?
Portrait von Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung bei der TKB.
Reto Zimmermann
Leiter Vorsorge und Finanzplanung

Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung, stand dem Redaktionsteam für diesen Artikel mit seiner Fachexpertise zur Verfügung. Reto ist schon seit 2012 bei der TKB und führt das Team Vorsorge und Finanzplanung. Als Experte in diesem Bereich berät und unterstützt er Menschen, die ihre finanzielle Zukunft und persönliche Sicherheit im Blick behalten und optimieren möchten. Mit seinem fundierten Wissen unterstützt der eidg. dipl. KMU-Finanzexperte und Finanzplaner mit eidg. FA auch die TKB-Kundenberaterinnen und TKB-Kundenberater bei Fachfragen. Ausserdem gibt er sein Expertenwissen bei seiner Referententätigkeit an Fachveranstaltungen und Schulungen weiter. In seiner Freizeit verbringt Reto gerne Zeit in der Natur. Gemeinsam mit seiner Familie geniesst er Ausflüge in die Berge und Wälder. Zudem steht er oft am Grill und auch gerne in der Küche, wo er mit viel Hingabe und Kreativität köstliche Gerichte zaubert.