Mann informiert sich, ob eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung als Vorsorge sinnvoll ist.

Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Entwicklung der Weltwirtschaft und der zunehmende Leistungsdruck setzen immer mehr Menschen zu. Die momentanen Zeiten fordern die Psyche vieler besonders stark und können auf die Gesundheit schlagen. Die Zahl der Invalidenrenten aufgrund von psychischen Krankheiten steigt kontinuierlich. Was, wenn es so schlimm wird, dass jemand gar nicht mehr arbeiten, also seinem Beruf nachgehen, kann? Was, wenn man mit einer Erwerbsunfähigkeit in finanzielle Schwierigkeiten gerät?

Wenn Arbeitnehmende aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit – und dies schliesst psychische Krankheiten ein – über einen längeren Zeitraum ausfallen, haben sie einen Anspruch auf eine Invalidenrente. Ein Blick zurück ins Jahr 2023 zeigt, dass rund 223'700 Personen in der Schweiz eine Invalidenrente bezogen haben. Meistens führen die wirtschaftlichen Folgen einer Erwerbsunfähigkeit zu finanziellen Engpässen, so dass auch die Invalidenrente nicht reicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann diese Lücke gedeckt werden.

Was ist eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Personen, die aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr in der Lage sind, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, haben einen Anspruch auf eine Invaliditätsrente. Diese Leistungen können je nach Fall von verschiedenen obligatorischen Versicherungen wie IV (1. Säule) oder der beruflichen Vorsorge (2. Säule), der Unfallversicherung, usw. kommen. Nur reichen die Rentenbeiträge meistens nicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Daher können Erwerbstätige sich privat mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung absichern. Diese Versicherung bietet eine finanzielle Absicherung im Falle einer dauerhaften Erwerbsunfähigkeit und ist besonders wichtig, da sie den Einkommensausfall bzw. die Lücke abdeckt und so hilft, finanzielle Engpässe zu vermeiden.

Ursachen für Invalidenrenten (1. Säule)

Quelle: Zentrales Rentenregister der AHV/IV, Zahlen aus dem Jahr 2023, Bundesamt für Sozialversicherungen BSV

Mehr als vier von fünf IV-Bezügern können aufgrund einer Krankheit vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr arbeiten. Also nicht, wie oft vermutet, wegen eines Unfalls. In Zahlen sind dies rund 178'960 Personen (Stand Dez. 2023), die eine IV-Rente infolge einer Krankheit beziehen. Welche finanziellen Folgen bringt nun ein Erwerbsausfall wegen einer Erwerbsunfähigkeit aufgrund einer Krankheit mit sich?

Finanzielle Engpässe ohne Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Bei einem Unfall oder einer Krankheit drohen der betroffenen Person Einkommenseinbussen wegen der Erwerbsunfähigkeit. Nach einem Berufs- oder Nichtberufsunfall erhalten Arbeitnehmende in der Regel rund 80 bis 90 Prozent des Einkommens von den obligatorischen Sozialversicherungsleistungen (Invalidenversicherung, Unfallversicherung) ersetzt.

Wie steht es eigentlich um Ihre Finanzen & Vorsorge?

Erwerbsunfähig mit Krankentaggeldversicherung

Bei einer Krankheit sieht dies ähnlich aus: Hat der Arbeitgebende eine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen, erhalten erkrankte Mitarbeitende mindestens 80 Prozent ihres Einkommens. Dadurch ist es den Betroffenen oftmals möglich, ihren gewohnten Lebensstandard auch während der Genesung zu halten. Doch für immer gilt das leider nicht: Denn die Krankentaggeldversicherung bezahlt nur während den ersten zwei Jahren.

Erwerbsunfähig ohne Krankentaggeldversicherung

Hat der Arbeitgebende keine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen, erhalten Mitarbeitende während mindestens drei Wochen den vollen Lohn – so regelt es die Lohnfortzahlungspflicht im Obligationenrecht. Nach dieser Lohnfortzahlung, welche abhängig von der Anstellungsdauer ist, sind die Erkrankten auf sich alleine gestellt. Trotz einer Erwerbsunfähigkeit haben sie keinen Anspruch mehr auf eine Lohnfortzahlung.

Ob mit oder ohne Krankentaggeldversicherung: Erfahrungen und Statistiken zeigen, dass betroffene, erkrankte Personen mit einer Erwerbsunfähigkeit oft in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Bei einer Krankheit decken die obligatorischen Leistungen der Sozialversicherungen nur gerade 60 Prozent des letzten Lohnes. Es droht also eine Einkommenseinbusse von bis zu 40 Prozent

So greift die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bei Krankheit und bei Invalidität durch Unfall.

Gibt es Vorsorgemöglichkeiten für die Erwerbsunfähigkeit in der Schweiz?

Arbeitnehmende können sich privat für den Fall der Erwerbsunfähigkeit mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung absichern und dadurch solch drastische Lücken bei Krankheit und Unfall vermeiden.

Wenn das Einkommen ausbleibt, leistet die Erwerbsunfähigkeitsversicherung eine Rentenzahlung. Diese ist eine Ergänzung zu den Leistungen der obligatorischen Versicherungen. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung eignet sich für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jeden Alters.

Portrait von Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung bei der TKB.
«Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist wie ein Fallschirm: Sie hoffen ihn nie zu brauchen, sind aber im Ernstfall froh, ihn zu haben!»
Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung

Vorteile der Erwerbsunfähigkeitsversicherung

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So funktioniert die Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Ist bei einem Betroffenen die krankheits- oder unfallbedingte Erwerbsunfähigkeit nachgewiesen, klärt die Versicherung den individuellen Leistungsanspruch ab. Nach der vereinbarten Wartefrist erhält der Versicherte die Rente – dies kann je nach Versicherung in unterschiedlichen Auszahlungsrhythmen geschehen. Die Höhe der Rente richtet sich nach dem Invaliditätsgrad und den versicherten Leistungen.

Die Wartefrist ist individuell festzulegen: Sie wird an die Lohnfortzahlungspflicht und die persönlichen finanziellen Verhältnisse der versicherten Person angepasst. So wird eine Überdeckung vermieden und Versicherte sparen so zusätzliche Prämien.

Die Risikoversicherung wird in der 3. Säule – also der privaten Vorsorge – abgeschlossen. Versicherte entscheiden selbst, ob die Versicherung in der gebundenen (3a) oder in der freien (3b) Vorsorge abgeschlossen werden soll. Die Säule 3a macht dann Sinn, wenn der steuerlich abzugsberechtigte Maximalbetrag noch nicht ausgeschöpft wird. Ansonsten empfiehlt sich die freie Vorsorge.

Mit der Erwerbsunfähigkeitsversicherung haben gesunde Menschen das beruhigende Gefühl, für den schlimmsten Fall abgesichert zu sein. Und jene, die das Schicksal hart getroffen hat, können sich voll und ganz auf eine möglichst schnelle Genesung konzentrieren.

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Portrait von Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung bei der TKB.
Reto Zimmermann
Leiter Vorsorge und Finanzplanung

Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung, stand dem Redaktionsteam für dieses Interview mit seiner Fachexpertise zur Verfügung. Reto ist schon seit 2012 bei der TKB und führt das Team Vorsorge und Finanzplanung. Als Experte in diesem Bereich berät und unterstützt er Menschen, die ihre finanzielle Zukunft und persönliche Sicherheit im Blick behalten und optimieren möchten. Mit seinem fundierten Wissen unterstützt der eidg. dipl. KMU-Finanzexperte und Finanzplaner mit eidg. FA auch die TKB-Kundenberaterinnen und TKB-Kundenberater bei Fachfragen. Ausserdem gibt er sein Expertenwissen bei seiner Referententätigkeit an Fachveranstaltungen und Schulungen weiter. In seiner Freizeit verbringt Reto gerne Zeit in der Natur. Gemeinsam mit seiner Familie geniesst er Ausflüge in die Berge und Wälder. Zudem steht er oft am Grill und auch gerne in der Küche, wo er mit viel Hingabe und Kreativität köstliche Gerichte zaubert.