Wie zukunfts- und wandlungsfähig ist die Thurgauer Wirtschaft?

Januar 2024 | Ist der Kanton Thurgau als Unternehmensstandort zukunftsfähig? Hinterfragen die Firmen ihre Strategie? Und was halten sie von digitalen Geschäftsmodellen? Die Thurgauer Unternehmen haben in der Firmenkundenumfrage 2023 dazu ihre Antworten gegeben.

Jeder Bauer weiss: Die beste Ernte gedeiht auf fruchtbarem Boden. Genau das Gleiche gilt für die Wirtschaft. Erfolgreiches Wirtschaften gelingt nur an stabilen, innovativen und förder­lichen Standorten. Der Kanton Thurgau bietet den Boden, auf dem Unternehmen Wurzeln schlagen, wachsen und gedeihen können. Das zeigen die Ergebnisse der TKB-Firmenkunden­umfrage 2023. 

Eine grosse Mehrheit der befragten Unternehmen ist zufrieden mit dem Kanton Thurgau als Unternehmensstandort (89%) und hält die Rahmenbedingungen für zukunftsfähig (73%). Zahlreiche Faktoren beeinflussen den Erfolg eines Wirtschaftsstandorts. Und sie variieren je nach Branche und spezifischen Bedürfnissen der Unternehmen. In den Umfrageergebnissen zeigen sich zwischen den Branchen aber nur kleine Unterschiede: Die höchste Zufrieden­heitsquote verzeichnet der Gross- und Detailhandel (95%), die niedrigste die Dienstleis­tungsbranche (86%). 

Hohe Zufriedenheit mit Unternehmensstandort Thurgau
Frage: Wie zufrieden sind Sie mit dem Kanton Thurgau als Unternehmensstandort?

Innovation vorantreiben – bei der Umsetzung nachhelfen

Im nationalen Vergleich schneidet der Thurgau insbesondere in den Bereichen Staatsfinanzen oder Kostenumfeld gut ab. Der Vergleich mit den weiteren Kantonen zeigt aber auch: Bezüglich Innovation gibt es noch Luft nach oben. Auch deshalb hat der Kanton den Digital & Innovation Campus in Kreuzlingen initiiert, der Mitte 2024 eröffnet werden soll. Ziel des Campus ist, das Innovationspotenzial sowie die Chancen der digitalen Transformation im Thurgau besser zu nutzen.

Die Resultate der Firmenkundenumfrage zeigen: Das Projekt dürfte offene Türen einrennen. Über 80% der befragten Firmen erkennen konkrete Vorteile in der Einführung digitaler Geschäftsmodelle, zu denen etwa Onlineshops, digitale Buchungssysteme, Echtzeitdaten-Analysen oder die Online-Kundenbetreuung zählen. Vor allem die Kosten- und Zeiteinspa­rungen sowie die Kundenanforderungen gehören zu den wichtigsten Treibern für die Aufnahme digitaler Geschäftsmodelle.

Kosteneinsparungen und Kundenanforderungen bieten Chancen

Frage: Welches sind die grössten Chancen, die sich durch den Einsatz digitaler Geschäftsmodelle in Ihrem Unternehmen auftun?

Allerdings mangelt es vielfach am nötigen Know-how: Fast 40% sehen das «fehlende interne Wissen» als grössten Stolperstein bei der Einführung digitaler Geschäftsmodelle. Nur die dafür anfallenden Kosten werden noch häufiger genannt. Zudem gibt es Hürden auf Kundenseite. Die Bereitschaft, Daten zu teilen, wird als Hemmnis wahrgenommen. Ebenso die Zahlungs­bereitschaft für neue digitale Angebote.

Vor allem Handelsunternehmen wollen Geschäftsmodell überdenken

Auch jenseits digitaler Entwicklungen vollzieht sich ein rasanter Wandel. Pandemie, Inflation, Krieg, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel – innert weniger Jahre veränderte sich die Weltwirtschaftslage mehrmals grundlegend. Der stetige Wandel stellt Unternehmen vor Herausforderungen, bietet aber auch Chancen. 

Folglich hinterfragen heute über 60% der Unternehmen ihr Geschäftsmodell intensiver als in der Vergangenheit. Lediglich 3% der Befragten berichten, dass sie ihr Geschäftsmodell momentan weniger intensiv reflektieren. 

Fachkräftemangel treibt Unternehmen auch strategisch um
Frage: Was sind Ihre Hauptgründe, Unternehmensstrategie und Geschäftsmodell zu überdenken respektive weiterzuentwickeln?

Insbesondere Handelsunternehmen zeigen sich zunehmend reflektierend: Drei Viertel der Unternehmen im Gross- und Detailhandel hinterfragen ihre Strategien intensiver als früher. Die Hauptgründe dafür dürften einerseits der Kaufkraftverlust der Konsumentinnen und Konsumenten sein, andererseits die Suche nach neuen Absatz­märkten –­ auch im Internet. 

«Weichen für die Zukunft werden gestellt»

Die Industrieunternehmen überdenken ihre Strategie insbesondere wegen Marktverän­derungen – also wegen des starken Frankens oder um neue Absatzmärkte zu erschliessen. Auf dem Bau und bei Dienstleistungsunternehmen ist es vornehmlich der Mangel an Fach- und Arbeitskräften, der die kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Geschäftsmodell anstösst. 

Es zeigt sich, dass Veränderungen nach einer ständigen kritischen Auseinander­setzung mit der eigenen Geschäftstätigkeit verlangen. «Letztlich ist dies ein positives Zeichen für die Thurgauer Wirtschaft: Die Weichen für die Zukunft werden gestellt», resümiert Remo Lobsiger, Leiter des Geschäftsbereichs Geschäftskunden der Thurgauer Kantonalbank. 

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