Fach- und Arbeitskräftemangel, strapazierte Lieferketten, ein starker Schweizer Franken und hohe Energiekosten: Dies sind die prägenden Antworten der Thurgauer Industrieunternehmen auf die Frage nach ihren aktuell grössten Herausforderungen. Gemäss Umfrageergebnissen scheinen sie jedoch einen guten Umgang damit zu finden. So beurteilen die Unternehmen ihre Geschäftslage als «gut» bis «sehr gut». Im Fall der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) wird die Geschäftslage für das Jahr 2022 sogar noch besser beurteilt als im Vorjahr.
Einzig bei den Herstellern von Nahrungs- und Genussmitteln schätzt eine kleine Mehrheit den Geschäftsgang als «schlecht» ein.
Dies zeigt sich unter anderem in rückläufigen Gewinnen: Während die Umsätze 2022 gegenüber dem Vorjahr auf einem ähnlichen Niveau verharrten, stiegen die Preise der Vorprodukte. Im Vergleich zum Vorjahr sind beispielsweise die Getreidepreise im Durchschnitt um fast 4% gestiegen (vgl. swiss granum). Das gesättigte Marktumfeld für Nahrungs- und Genussmittel erschwert dabei eine Erhöhung der Verkaufspreise, wodurch die Margen der Nahrungs- und Genussmittelhersteller gesunken sind.
Geschäftslage weiterhin auf hohem Niveau
Saldo aus «gut» und «unbefriedigend»
Die Rückmeldungen der Industrieunternehmen lassen erwarten, dass diese Entwicklung in den kommenden Monaten auch die restlichen Subbranchen der Industrie betrifft. So erwartet auch die MEM-Industrie stagnierende Umsätze und sinkende Gewinne. Hinzu kommt, dass die Notenbanken in den USA und in der EU ihre Leitzinsen erhöhten, um der Inflation Herr zu werden. Aufgrund dessen ist von einem Abschwung im wirtschaftlich relevanten Ausland auszugehen, wovon auch die Nachfrage bei den Thurgauer Industrieunternehmen betroffen ist. Erschwerend hinzu kommen die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. So nennen 57% der Industrieunternehmen den Arbeits- und Fachkräftemangel als ihre aktuell grösste Herausforderung.
Entwicklung und Erwartungen im Überblick
Prognose für 2022 | Effektiv 2022 | Prognose für 2023 | |
Umsatz | |||
Gewinn | |||
Personal | |||
Auslastung | |||
Investitionen |
Verwendete Daten
Die für den Text verwendeten Daten stammen, sofern nichts anderes erwähnt, aus der jährlichen Wirtschaftsumfrage der TKB bei Thurgauer Unternehmen. Sie reflektieren ein nicht repräsentatives Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung im Kanton Thurgau.
Saldomethode
Der Saldowert entspricht der Differenz der Anteile positiver und negativer Nennungen in Prozent. Beispiel: Bei 40% der Unternehmen ist der Umsatz höher und bei 10% geringer. Das ergibt einen Saldowert von 30%. Die 50% Nennungen für gleichbleibenden Umsatz werden nicht berücksichtigt.