Medienmitteilung vom 22. November 2017

20. TKB-Kommunalforum stellt KESB in den Fokus

Seit bald fünf Jahren gibt es in den Schweizer Gemeinden die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB). Sie waren das Thema am 20. Kommunalforum der Thurgauer Kantonalbank (TKB).

Das Kommunalforum der Thurgauer Kantonalbank (TKB) bietet seit 20 Jahren einmal im Jahr eine Dialogplattform zu einem aktuellen Thema. «Eine gut verankerte Tradition», freute sich TKB-Geschäftsleitungsmitglied Remo Lobsiger bei der Begrüssung der 150 Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinde- und Schulbehörden am Montagabend im Casino Frauenfeld. Sie alle waren gekommen, um sich mit der Arbeits- und Wirkungsweise der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) zu befassen.

Steile Lernkurve nach harzigem Start

An dem von Jean-Claude Kleiner moderierten Abend legte David Rüetschi, Leiter Fachbereich Zivilrecht und Zivilprozessrecht des Bundesamts für Justiz, die Behördensicht dar. Man habe anfänglich sicherlich den einen oder anderen Fehler bei der Kommunikation begangen, was den KESB in Sachen Image einen harzigen Start und Forderungen nach Nachbesserungen seitens der Politik und der Öffentlichkeit eingebracht hätten. Zugleich sei aber höchst professionell gearbeitet worden und Rüetschi attestierte den Behörden eine «steile Lernkurve».

Komposch: «Die KESB haben viel erreicht»

Auch die Vorsteherin des kantonalen Departements für Justiz und Sicherheit, Regierungsrätin Cornelia Komposch, stützte diese Sicht: «Die KESB haben in den vergangenen vier Jahren eigentlich das erreicht, was man erwartet hat». Dass die Fachbehörden dennoch wiederholt öffentlich am Pranger standen, sei nicht schön, doch angesichts der Emotionalität des Themas nicht verwunderlich, denn «die KESB kommen immer nur dann auf den Platz, wenn es schwierige, heikle Familiensituationen gibt», so Komposch.

Plädoyer für die Opferperspektive

Die Autorin und Psychotherapeutin Julia Onken bescheinigte den KESB weitestgehend gute, professionelle Arbeit zu leisten – aus verwaltungstechnischer Sicht. Jedoch fehle den KESB-Mitarbeitenden oft die «Opferperspektive» und eine «humanistische Sichtweise». Laut Andreas Hildebrand, Präsident der KESB Region Gossau, verfügen die KESB über eine grosse Machtfülle, doch läge es den Fachstellen «fern, diese ausüben zu wollen», so Hildebrand. Für die Mitarbeitenden wünsche er sich, dass sie «ihren Mut behalten und trotz Kritik aufrecht bleiben».

Gesellschaftlicher Teil mit Musik und Apéro

Eine unterhaltsame Note verlieh der Jubiläumsveranstaltung die Formation «Cheibe Choge», die Schweizer Folklore mit anderen Stilen kombinierte und somit gelungen für kulturelle Zwischenräume zwischen den Referaten sorgte. Anschliessend waren die Gäste zum Austausch beim Apéro geladen.

Referenten und Gastgeber: Andreas Hildebrand (Präsident KESB Region Gossau), TKB-Geschäftsleitungsmitglied Remo Lobsiger, Regierungsrätin Cornelia Komposch, Autorin Julia Onken, Moderator Jean-Claude Kleiner und David Rüetschi (Bundesamt für Justiz). (von links).